Franco Morone hat zu seinem Konzert im Magazin 4 einen Überraschungsgast mitgebracht: die wunderbare Sängerin Raffaella Luna. Im Reichenhaller Tagblatt vom 24. April 2014 berichtete Katharina Stockhammer über das Akustik-Gitarren-Konzert des italienischen Meisters:

Mediterrane Gitarrenkunst und eine glockenhelle Stimme

Franco Morone und Raffaella Luna verzaubern im Magazin 4 ihr Publikum

BAD REICHENHALL – Neuerlich hat es Fritz Sklenarik, der Akustik-Gitarren-Experte im Magazin 4-Team, geschafft, einen ganz Großen der Szene in die Salinenstadt zu holen: Franco Morone aus Italien zählt zu den bedeutendsten Fingerstyle-Künstlern weltweit. Das ist auch den einheimischen Gitarrenfans bewusst und deshalb ist der Barraum im Magazin 4 erneut sehr gut gefüllt.

Obwohl er eine lange Anreise aus Ancona hinter sich hat, legt Morone mit „Chicago“ dynamisch los. Der Stück wurde – wie die meisten der ersten Konzerthälfte – auf seiner 2010er CD „Miles of Blues“ veröffentlicht. Der entspannte und dennoch rhythmische Song ist ein gelungener Einstieg für das versierte Publikum. Beim balladesken „Blues When I Lost You“ wird es kurzzeitig romantisch. Ausdrucksstark und mit viel musikalischem Einfühlungsvermögen kann Franco Morone ohne Worte umsetzen, was der Titel verheißt. Bei seiner gelassenen Art zu spielen, braucht es keine spektakuläre Fingerakrobatik, um sein Credo „Jeder Ton muss klingen wie ein Kieselstein, der ins Wasser fällt“ zu zelebrieren.

Gleichermaßen sanfte, warme Töne prägen auch „Rainy Night in New York“. Während der jazzigen Nummer glaubt man förmlich, die Regentropfen am Fenster zu hören, wenn ihm seine Gitarre zwischendurch als Percussionsinstrument dient. Eine Hommage an seinen persönlichen „Helden“ Ry Cooder, ist „Great Dream From Heaven“. Dieser Klassiker, der von Joseph Spence geschrieben und in der Version von Cooder berühmt wurde, erklingt wunderbar melodiös. Nach dem flotten „Back to Nashville“ geht es frisch und beschwingt weiter. „Sitting in a Limbo“ stammt vom Jamaikaner Jimmy Cliff. Erstaunlich, wie die individuelle Bearbeitung des Reggaes für die Akustik-Gitarre den Elan dieser Komposition nutzen kann, um letztlich ein völlig eigenständiges Werk zu kreieren.

Joe Zawinul gelang im Jahr 1966 ein absoluter Jahrhundert-Hit. „Mercy, Mercy, Mercy“ klingt auch bei Franco Morone umwerfend; es ist faszinierend zu beobachten, wie detailverliebt er das Stück präsentiert. Die Adaption gelingt wirklich perfekt.

Nach der Pause verblüfft der Gitarrist seine Zuhörer mit einem Spezialgast, der Sängerin Raffaella Luna. Als die junge Frau ihre glockenhelle Stimme erhebt, meint man, Joan Baez hätte all die Jahre eine Tochter verschwiegen. „Caledonia“ ist eine zarte Hymne an Schottland, 1977 komponiert von Dougie MacLean. Sensibel begleitet Franco Morone seine Partnerin und so glückt das Duett überaus harmonisch. Die beiden haben erst kürzlich ein neues gemeinsames Album aufgenommen, das den Titel „Canti Lontani Nel Tempo“ trägt und mehr als ein Dutzend traditionelle italienische Canzoni umfasst. „Non Potho Reposare“ und „La Fiola Del Paisan“ sind Kostproben von dieser CD. Man fühlt sich unmittelbar in das „Land, wo die Zitronen blühen“ versetzt.

Mit dem bekannten „Plaisir d’amour“ endet Raffaella Lunas Part vorerst. Das französische Lied aus dem 18. Jahrhundert wurde vielfach interpretiert, von Nana Mouskouri bis Peter Alexander, und – nicht zu vergessen – von Elvis Presley als „Falling in Love“. Raffaella gelingt die Liebesballade emotional und zärtlich, aber dank ihrer klaren, natürlichen Sopranstimme zu keinen Zeitpunkt „schnulzig“. Die kurzweilige Begleitung durch die junge Sängerin ist die Überraschung des Abends und auch für Gitarren-Puristen eine exzellente Ergänzung zum phantastischen Spiel des Franco Morone. Der herzliche Applaus für Raffaella Luna ist nämlich kräftig und ausdauernd.

Mit rasantem Fingerstyle erreicht es der Gitarrenkünstler sofort, das Augenmerk anschließend wieder auf ihn und sein Instrument zu legen. Das griechische Volkslied „Samiotissa“ bringt ultimativ die südliche Sonne zurück.

„Summertime and the Livin’ is Easy“ kommt lässig und groovig daher und spiegelt die Wandlungsfähigkeit des Musikers wider. Mit einem Ausblick auf den folgenden Tag, der abermals eine lange Autofahrt zum nächsten Auftrittsort beinhaltet, hat Morone „Miles & Miles“ als letztes Stück des regulären Programms ausgesucht. Natürlich darf sich der technisch brillante Meistergitarrist – in seiner Heimat ist er der Fingerstyle-Lehrer der Nation – nicht ohne Zugaben vom Reichenhaller Publikum verabschieden. Als Dank für den kraftvollen Beifall gibt es einen „Mitschnipp-Blues“, nämlich „Crazy Basses“.

Und auch Raffaella Luna kehrt noch einmal auf die Bühne zurück. Zusammen kredenzen die Künstler Paolo Contes weltberühmtes „Via con me – It’s wonderful“ und einen weiteren Beleg für ihre mitreißende Virtuosität. Mit der „Tarantella“ geht für die begeisterten Gäste ein großartiges Konzert voller musikalischer Leidenschaft zu Ende, von dem man sich eine baldige Wiederholung wünscht.

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