Dave Goodman, Steve Baker und Oliver Spanuth haben die zahlreich erschienenen Zuhörer im Barraum der Magazin 4 mit ihren „Ballads, Blues & Country-Rock” restlos überzeugt. Auch Katharina Stockhammer vom Reichenhaller Tagblatt (Bericht vom 04.04.2014) erzählt begeistert. Hier ihre Konzertkritik:

Buntes Repertoire für musikalische Feinschmecker

Dave Goodman und seine Band überzeugen die Bluesfans im Magazin 4

BAD REICHENHALL – Der kanadische Gitarrist Dave Goodman lebt seit einigen Jahren in der Hansestadt Bremen, Auftritte in Deutschland und Europa absolviert er mit verschiedenen musikalischen Formationen. Sein neuestes Bandprojekt besteht erst seit 2012. Trotzdem hat man bereits nach den ersten Tönen im voll besetzten Barraum des Magazin 4 den Eindruck, dass sich hier drei kongeniale Partner gefunden haben: Das mit Steve Baker (Mundharmonika) und Oliver Spanuth (Schlagzeug) komplettierte Trio legt von Beginn an furios los.

 

„Sweet Maybelline“ ist ein rockiger Folksong, den Dave selbst geschrieben hat. Exzellent gesungen, klingt er groovig und lässig. Steve Baker entpuppt sich nicht nur als fabelhafter Mundharmonika-Spieler, er singt überdies eine hervorragende zweite Stimme, was dem Lied viel Fülle verleiht.

Anschließend fährt die Eisenbahn westwärts. So zumindest empfinden es diejenigen im Zuhörer, die sich, entspannt zurückgelehnt und mit geschlossenen Augen der Melodie hingeben. „Leavin’ on my mind“ ist erdig und rasant, und hier kann Oliver Spanuth mit präzisem Drive den Takt vorgeben. Der Schlagzeuger hat sein Instrument an namhaften Hochschulen in Wien, Bremen und Los Angeles studiert und meistert es versiert, mit Power loszulegen und dennoch zu keinem Zeitpunkt Akustikgitarre und Harp zu übertönen. Diese Zurückhaltung gibt auch der folgenden Ballade den richtigen Touch. „Georgia Lee“, im Original von Tom Waits, klingt als Coverversion von Dave Goodman phänomenal.

Nun gehört die Bühne ganz dem Fingerstyler aus British Columbia. Die Kombination aus seinem feinsinnigen Spiel auf der Gitarre, dem gefühlvollen Klang seiner Stimme und der umschmeichelnden Begleitung von Steve Bakers Bluesharp ist einfach sensationell.

Baker, der in London geboren und aufgewachsen ist, aber schon seit langen in Deutschland lebt, ist einer der renommiertesten internationalen Mundharmonika-Virtuosen. Fern von jedwedem Anspruch auf Höchstgeschwindigkeit beim Spiel, schafft er es mit Leichtigkeit, diesem häufig unterschätzten Instrument erstaunliche Töne zu entlocken. Da glaubt man plötzlich, ein Keyboard zu hören oder einen Saxophonisten, der sich hinter dem Vorhang versteckt hat. Immer wieder gibt es vom begeisterten Publikum Zwischenapplaus für den Engländer.

Sehr melodiös kommt auch „Hard Time Killing Floor“, eines der bekanntesten Stücke des amerikanischen Bluesmusikers Nehemiah Curtis „Skip“ James, daher. Jetzt dürfen die Gäste mit einem Klangteppich aus „mmmhhh“, „aaah-aaah“ und „ohohohooo“ lautmalerisch summend zum Gelingen beitragen. Derart untermalt steigert sich der Song zum Schluss noch in Tempo und Kraft.

Außerordentlich rhythmisch ist das rockig-bluesige „What Went Wrong“, bei dem Steve Baker erneut mit Ideenreichtum glänzen kann. Beeindruckend, wie es die Protagonisten verstehen, mit ihren Instrumenten Geschichten zu erzählen. Nach den „Slippery Fingers“, dem Stück fürs Finanzamt, wie Dave Goodman augenzwinkernd verrät, geht es mit „The Letter“ von Wayne Carson Thompson in die Pause. Dieser geschmeidige Titel, berühmt geworden Ende der 1960er Jahre als Hit der US-amerikanischen „Box Tops“, ist durchaus „modern“ angehaucht und überzeugt mit wuchtigen Klangeffekten.

Den zweiten Teil des Abends eröffnet die Band mit „Tiger By The Tail“, neuerlich aus der Feder von Dave Goodman. Der Komponist hat – nicht ganz uneigennützig – eine Passage eingebaut, bei der er sein Fingerstyle-Können zelebrieren kann. Extrem relaxt folgt „24 Hours“ von Muddy Waters. Auch Steve Baker mischt wiederum kräftig mit, geht zum Spiel sogar mitten ins Publikum, wo er fröhlich empfangen wird und einen Extra-Applaus erntet.

Der Blues „Leave It All Behind“ stammt, wie die meisten Nummern vom ersten gemeinsamen Album „The Wine Dark Sea“. Danach präsentiert Dave Goodman ein Stück, das er mit dem amerikanischen Singer-Songwriter Big Daddy Wilson geschrieben hat. „Stranger In My Own Hometown“ ist enorm groovig, alle Füße wippen unweigerlich mit, als die Gitarren-Koryphäe loslegt. Höchst abwechslungsreich geht es mit „Goodbye Gary“ in den Schlussspurt. Nochmals ersetzt die Harp von Steve Baker so manches viel größere Instrument, klingt sowohl bezirzend als auch „rotzig“. Dazu Daves wunderbare Gitarre, akzentuiert „slide“ und mit zarter Melodie gespielt, sich zuletzt dramatisch steigernd – fulminant.

Ein weiterer Höhepunkt ist „She’s Gone“. Leichtfüßig, mit harmonischen Duettgesang ist dieser brandneue Titel eingängig und absolut radiotauglich.

Der Beifall der Gäste donnert frenetisch durchs Magazin 4, als die letzten Akkorde langsam verstummen. Mit stehenden Ovationen werden Zugaben gefordert. Dem kommen die sympathischen Musiker gerne nach. Mit „Hypnotized“, einer klassischen Blues-Nummer, wandern die genialen Künstler in einer Polonaise durch die Reihen der Zuhörer, bedanken sich höflich „mit einem Ständchen“ bei den Ton- und Lichttechnikern und lassen ein großartiges Konzert allmählich ausklingen.

Fotos: Magazin 4-Team

www.dave-goodman.info