Auch bei seinem vierten Auftritt im Magazin 4 lässt Rudy Rotta nichts anbrennen. Erneut wirbelt er furios los und spielt wieder mit der Lautstärke. Aber so ist der Rudy halt...

Katharina Stockhammer war es wohl teilweise auch etwas zu laut, aber insgesamt hat sie recht begeistert über das Konzert berichtet. Hier ihr Artikel aus dem Reichenhaller Tagblatt vom 26.4.2014.

Wuchtiger Bluesrock aus Italien

Rudy Rotta und seine Band lassen das Magazin 4 beben

BAD REICHENHALL – Es empfiehlt sich, bei einem Konzert von Rudy Rotta die Kaffeetassen aus dem Regal zu räumen und an der Abendkasse Ohrstöpsel für die Gäste parat zu halten. Das weiß das Veranstaltungsteam im Magazin 4 aus Erfahrung. „Wir kennen Rudy und seinen kernigen, lauten Sound ja seit seinem Debüt im Jahr 2008. Beim vierten Mal ist das nicht anders“, meint Maxx Pastötter, der sich im Kulturhaus in der Alten Saline an diesem Abend um die Lichttechnik kümmert.

Neulinge im Publikum merken es spätestens bei den ersten Takten von „Steps“, mit dem der singende Bluesrocker gerne seine Auftritte startet. Erst nach der zweiten rockigen Nummer „Jump“ und dem anschließenden „Touch“, das lässig-groovig daher kommt, gibt es mit „I Been Up, I Been Low“ einen sanften Blues. Hier kann der bewährte Keyboarder der Formation, Giuseppe „Pippo“ Guarnera seine Klasse unter Beweis stellen. Im virtuosen Zusammenspiel mit seinem Bandchef darf er mit einem langen Solo glänzen, bevor der Song in einem bombastischen Finale endet. Die Ohrstöpsel finden derweil zahlreiche Abnehmer. Vielleicht ist die Lautstärke der Musik einer der Gründe, warum auch bei diesem Gastspiel der Rudy Rotta Band der Barraum des Magazin 4 nicht aus allen Nähten platzt. Denn wer den Frontmann kennt, weiß, dass Rudy Rotta eigentlich längst mehr als ein Geheimtipp der Blues-Rock-Szene ist. Doch die Wucht der Töne ist gewöhnungsbedürftig und nicht jedermanns Geschmack. Ganz bewusst setzt Rudy auf die Vehemenz seiner E-Gitarre und die Vibration der Basstöne im Körper des Zuhörers. Wer sich auf das einlässt, erlebt zweifelsohne ein fulminantes und authentisches Konzert ohne überflüssigen Schnickschnack und aufgesetzte Showelemente. In Amerika begleitete er schon mit Musikgrößen wie Luther Allison, Peter Green oder John Mayall. Trotzdem kopiert Rotta keinen von ihnen. Er hat sich aber auf diese Weise die technischen Raffinessen seines Spiels erarbeitet und in über 30 Jahren künstlerischen Schaffens daraus seinen eigenen Stil entwickelt. Mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit an der Gitarre ist Rudy Rotta, der zudem eine gute Gesangsstimme hat, bei seinen Auftritten stets mit vollen Körpereinsatz bei der Sache.

Nach „Lady“, einer melodiösen Rockballade, die Rudy zu einer ausgiebigen Instrumentalphase auf seiner Fender-Stratocaster, Baujahr 1962 nutzt, geht es mit „Rock me“ in die Pause. Ivano Zanotti am Schlagzeug und Renato Marciano, der erfahrene Mann am Bass haben jetzt die Bühne für sich, denn Rudy animiert seine Gäste nun persönlich zum Tanzen, indem er durch die Reihen der Zuhörer wandert.

Vielleicht ist es eine kleine Reminiszenz an das eigene Alter – Rudy Rotta hat seinen 60. Geburtstag bereits vor ein paar Jahren gefeiert – wenn die zweite Konzerthälfte etwas ruhiger beginnt. „Winds of War“ ist ein langsamer, ausdrucksstarker Titel mit perlendem Keyboard und die perfekte Einstimmung für die nächsten Lieder. Davor berichtet Rudy von zwei Projekten, die er in der letzten Zeit abgeschlossen hat. „Beatles vs. Stones“, passend zum 50-jährigen Jubiläum der Pilzköpfe und als kreative Kritik des künstlerisch eigenständigen Songwriters an herkömmlichen Tribute-Bands gedacht, ist das eine. Ein Album, das ein italienisches Kinderschutzprogramm fördert, ist das andere. Erneut greift der Ausnahmemusiker zur Akustik-Gitarre und stimmt daraus in seiner Muttersprache „Volo sul mondo“ an, das unterstützt vom Publikum mit „Let me start over“ endet: Eine wunderbare Folk-Pop-Nummer und Erholung für die Ohren.

Der nachfolgende Blues ist ruhig und geschmeidig. Wer bei „Lookin’ Good“ die Augen schließt, könnte fast glauben, eine schwarze Südstaatenband vor sich zu haben. Dabei wurde Rudy Rotta nahe der Schweizer Grenze in Villadossola geboren und seine Musiker sind ebenfalls Italiener. Der Delta-Blues ist deshalb auch nur eine Facette ihres Schaffens. So klingt bei „Bad Bad Feeling“ das Keyboard mit kräftigen Orgeltönen zuweilen ein bisschen wie den „Doors“. Das rockige „Tell Me Baby“ beschließt das Konzert mit einem Paukenschlag, aber die begeisterten Zuhörer holen mit ihrem ausdauernden Applaus die Künstler zurück auf die Bühne.

Für die Zugaben hat sich Rudy Rotta etwas besonderes ausgedacht und beginnt mit der akustischen Variante von „You’re gone“, bei der seine Gitarre eine wehklagende Geschichte vom Abschiednehmen erzählt. Selbstvergessen und ganz mit seinem Instrument vereint, zelebriert hier einer der besten europäischen Bluesgitarristen seinen musikalischen Ideenreichtum. Als sich seine Musiker anschließend dazu gesellen, mündet das Stück in einer knackigen Band-Version. Mit dem großartigen „No One Cares“ und einem kurzen Beatles-Medley geht ein vibrierendes Konzertereignis unter großem Beifall zu Ende.

Fotos: Michael Scheurl, Magazin 4-Team & K. Stockhammer

www.rudyrotta.com