In seiner Geburtsstadt ist er immer herzlich willkommen, der Ringsgwandl Schorsch aus der Staffabruck. Und auch in diesem Jahr bescherte er dem Magazin 4 - Team wieder ein ausverkauftes Haus. Vielen Dank für diesen Abend, Georg!

Im Reichenhaller Tagblatt vom 9. März 2012 berichtete Barbara Titze:

 

Vorabendschlampen kriegen ihr Fett weg

Georg Ringsgwandl präsentierte sich im Magazin 4 sanfter

- Sets unverfälscht und echt

BAD REICHENHALL - Es ist ein relativ sanfter, ruhiger Ringsgwandl, der sich mit seiner Band im ausverkauften Magazin 4 präsentiert.

Gleich zu Anfang liegt ein Hund auf der Bühne, und das leicht irritierte Publikum fragt sich, ob der Kabarettist und Musiker nun endgültig auf den Hund gekommen ist, was auch gut zu seinem ersten Lied "s'Leben auf da Straß is ned so leicht, wia ma se oft denga dat" passen würde.

Aber nein, das liebe Vieh gehört einem Gast und will nichts von Ringsgwandl, der eh "koane Wadln hat", aber dafür von einem höchst eindrucksvollen Erlebnis mit einem süß blickenden Kampfhund im Murnauer Moos erzählen kann.

Beinahe ist man versucht, ihm die Story zu glauben, wie der Köter sich in seiner Hüfte verbeißt, eine Kiefersperre bekommt und nur mithilfe drastischer Mittel wieder loszuwerden ist. Die koreakriegerprobte Tierärztin schießt ihm den Hund von der Hüfte weg und der Chirurg deckt die Wunde mit lauter kleinen Hautstückchen zu, die er dem Künstler da entnimmt, wo sie "in seinem Alter schon mal überflüssig vom mageren Körper hängen". Eine leicht groteske, aber vergnügliche Geschichte.

Überhaupt ist er ein wunderbarer Fabulierer, ob mit oder ohne musikalische Unterstützung. Dabei ist die von ihm liebevoll als "gehobener Klangkonvent" titulierte Band wirklich hörenswert, allen voran der junge Daniel Stelter mit seiner E-Gitarre, aber auch Christian Diener mit seinem Bass und Tommy Baldu am Schlagzeug.

Die Lieder, die sich musikalisch irgendwo zwischen Rock, Jazz und anderem bewegt, vermischt mit volksmusikalischen Elementen, handeln etwa vom EU-Rettungsschirm, den auch Ringsgwandl brauchen würde, "finanziell sterbenskrank, aber stimmungsmäßig g'sund", vom Glück, das sich manchmal "als a läufige Hundsmatz" entpuppt, von der dringend benötigten und universal einsetzbaren Zugehfrau Desirée, die "mit mir die Sachen macht im Leben, die alloa ned so guad gehen", einer "Teilzeitfrau fürs Leben".

Herrlich komisch ist der Song "I mecht leben als wia a Kuh", bei dem er nach einem schnellen Tod wiedergeboren wird. An seiner "plumpen Art und dem grenzdebilen Gschau" kennt man ihn, wenn er als Landwirtschaftsminister wiederkommt. Sehenswert ist dazu die einmalige Choreografie und die unnachahmliche tänzerische Eleganz, die er hier bietet und die unwillkürlich einen schweren Bandscheibenvorfall bei ihm vermuten lässt.

Der einst in Großhadern als Oberarzt praktizierende Kardiologe, der sich seit vielen Jahren ganz der Bühnenkunst verschrieben hat, liebt skurrile Geschichten, staubtrockenen Humor und überraschende Wendungen. Mit Preisen wie dem Salzburger Stier, dem Deutschen Kleinkunstpreis und dem Bayerischen Kabarettpreis ausgestattet, ist er heute nicht mehr so schrill und grell wie in den Achtzigerjahren, pinkfarbene Leggins und himmelblaue Augenlider sind Vergangenheit.

Dafür hat er nun sein erstes Buch geschrieben, was seinem Nachbarn den Kommentar entlockt: "Jetzt bist scho so alt und hast erst ein Buch geschrieben!" Aber ein Buch schreibt sich eben nicht so nebenbei, und auch die Suche nach dem richtigen Verlag erweist sich als äußerst schwierig. Der erste ist ihm zu wenig kritisch, für den Obstbau-Verlag hat er zu wenig Obstgeschichten, aber schließlich findet er dann doch jemanden, der ihn nicht kennt, seine Sachen daher nicht von Haus aus komisch findet, und trotzdem sogar als Hamburger auf Seite 67 schon mal lachen kann.

Wie sein Programm heißt auch sein Buch "Das Leben und Schlimmeres - Hilfreiche Geschichten" und ist im Rowohlt-Verlag erschienen. Er braucht dafür keine Werbung auf der Bühne zu machen, sein Publikum, das ihn eindeutig seit seiner Kindheit in der Reichenhaller "Staffabruck" kennt und liebt, wird das Buch mit Sicherheit auch so erwerben.

Man erinnert sich gemeinsam noch, wie er beim "Listwirt" Zither gelernt hat, wo die "Kurweiber aus Wanne-Eickel mit bedruckten Baumwollkleidchen ohne Unterhosen rumgelaufen sind". Das waren noch Zeiten. Ob er von der Hautärztin erzählt, die "im Umkreis von 52 Kilometern alles enthaart hat, was ihr untergekommen ist", ob er von "dahoam is net dahoam" singt oder für die "Vorabendschlampen und Serienhühner" ein paar verächtliche Bemerkungen übrig hat, Ringsgwandl trifft böse und unwiderstehlich ins Schwarze.

Wenn er wimmernd, heulend und mit Fistelstimme jaulend mit dunkler Sonnenbrille und schwarzer Rapper-Mütze an der Zither sitzt, kennt die Begeisterung keine Grenzen. Ob melancholisch, beinahe romantisch zart, ob derb, grimmig und satirisch, man liebt ihn.

Und als er singt "s'Kreuz lasst aus und das Knie tut weh, aber alles nicht so schlimm. Wir san a bisserl älter worn, aber jünger, schlauer, schöner innendrin", da ist man völlig mit ihm einig. Er ist älter und sanfter geworden, aber er ist immer noch unverwechselbar und echt.