Wieder ist Beoga ein tolles Konzert gelungen. Selten haben wir jemand auf unserer Bühne so herzlich lachen gesehen wie Niamh Dunne, die einzige Dame des Quintetts. Der Bericht aus dem Reichenhaller Tagblatt vom 10.11.12 hat Barbara Titze geschrieben, die Fotos wurden von Micky Scheurl geknipst.

Weltmusik gemacht in Irland

Beoga präsentiert im Magazin 4 Musik aus ihrem neuen Album

"How to tune a fish"

BAD REICHENHALL - Schade, dass sich an dem kühlen und eher ungemütlichen Donnerstagabend nicht mehr Leute aus dem Haus trauen und sich ins Magazin 4 aufmachen, um sich von der pfiffigen und erfrischend modernen Band Beoga ins vielleicht jetzt gerade noch ungemütlichere, aber sehr lebendige und fröhliche Irland entführen zu lassen.

Der Name der Band, „Beoga“, bedeutet im Gälischen so viel wie lebendig, und das sind die fünf Musiker von der grünen Insel auf jeden Fall. Da ist einmal der „All Ireland Champion“ Eamon Murray an der Bodhran, der traditionellen keltischen Trommel. Ob als Begleitinstrument, verantwortlich für herrliche Rhythmen und schnelle, manchmal überraschende Wechsel, oder in einem Solostück, wenn man Eamon Murray damit hört, versteht man sofort, warum er nicht nur in einer, sondern gleich in allen Altersklassen schon den Champion-Preis gewonnen hat. Es ist unglaublich, was er für einen Spannungsbogen an diesem Schlaginstrument aufzubauen versteht.

Sean Og Graham spielt wie Damian Mckee „Button Accordion“, aber auch Gitarre, außerdem übernimmt er auch die Harmony Vocals. Damian Mckee wirkt unglaublich gutmütig, als könne ihn nichts aus der Ruhe bringen. Sanft und verlässlich sitzt er da und lächelt manchmal verschmitzt, und man wundert sich nicht, als er von Murray als Frauenversteher angepriesen wird, der noch zu haben sei. Sean Og Graham hat verborgene komische Talente und eine romantische Ader, die ihn, wenn er auf den heimischen Feldern auf seinem Traktor sitzt und ihm der Wind durchs Haar weht, zu romantischen Songs inspiriert. Liam Bradley unterstützt die Band am Keyboard und sorgt für Überraschungen, wenn etwa jazzige Klänge durch die traditionelle Musik huschen oder auf einmal ein Streichorchester zu hören ist.

Mit ihrem feurig-roten Kleid, den blitzenden Augen und dem hinreißenden Lächeln ist Niamh Dunne an ihrer Teufelsgeige ganz sicher die Seele der Truppe. Ihre wunderbar warme Stimme gilt als eine der besten ganz Irlands, was zum Beispiel in dem Song „Woman of no place“ über eine irische Straßensängerin, die jeden Mann unter den Tisch trinken konnte, großartig zum Ausdruck kommt. Die CD „How to tune a fish“ ist wie die anderen CDs vorher schon ein internationaler Erfolg. Mit dem Album „The Incident“ landete Beoga auf der Vorschlagsliste für eine Grammy-Nominierung in der Sparte Weltmusik. Das Wall Street Journal bezeichnete die Band als aufregendste traditionelle Band Irlands. Und nach Murrays Aussage gehört das aktuelle Album zu den zehn meistgespielten CDs im Auto seiner Mutter, was etwas heißen will, weil sie ansonsten eher Chris-de-Burgh-Fan ist. Die Gruppe spielt eigene Songs und arrangiert Altbekanntes neu, sie nennen ihren Stil „New Wave Trad“, und hier findet sich neben dem irischen Folk auch Funk und Jazz, Swing und Klassisches.

Seit zehn Jahren gibt es die Band, die Besetzung ist immer noch dieselbe wie am Anfang, was absolut für die Chemie in der Gruppe spricht. Sie können nicht nur miteinander so richtig gute Musik machen, sie können auch miteinander Spaß haben. Vor allem, als Niamh Dunne bei dem Song „factory girl“ so sehr lachen muss, dass ihr die Tränen kommen und sie nicht mehr weitersingen kann, wirkt das so ansteckend, dass das ganze Magazin 4 in Gelächter ausbricht, auch wenn niemand so genau sagen kann, was der Anlass für den Heiterkeitsausbruch der Sängerin war. Das Lied kann es eigentlich nicht gewesen sein, denn da geht es um eine junge Fabrikarbeiterin, die sich einen reichen Mann wünscht, der sie aus ihrem tristen Dasein erlöst. Murrays Kommentar zu dem Song: „She´s very clever or he´s very stupid, you have to decide  it!” Schön gefühlvoll ist die Ballade “Our captain calls all hands”, dafür darf bei “Home cooking” auch das Publikum kräftig mitsingen.

Ein Höhepunkt ist das Bodhran-Solo, das wirklich jenseits von allem Üblichen ist. Faszinierend, was Murray aus dem Instrument herausholen kann. Das Publikum ist gut drauf, es wird geklatscht, gejohlt, gesungen, gewippt, ein paar Unerschrockene tanzen sogar im Hintergrund. Die Stimmung ist prima, Zugaben werden gefordert. Murray grinst „Habt ihr kein Zuhause? Wollt ihr immer noch nicht heimgehen?“ Nein, das will das Publikum nicht. Am liebsten möchte es noch mehr hören. Vielleicht sollte man bald mal nach Irland fahren.