Im Reichenhaller Tagblatt vom 7. April 2012 berichtete Katharina Stockhammer über das Konzert:

 

Latin-Party mit banalen Texten und ideenlosem Sound

Die "Los Dos Y Companeros" aus der Oberpfalz

glänzen im Magazin 4 nicht durch Einfallsreichtumalt

BAD REICHENHALL – Wenn Salsa angestimmt wird, ist es sogar für unmusikalische Zeitgenossen nicht leicht, sich dem Rhythmus zu entziehen. Die lateinamerikanische Musik geht vom Ohr direkt ins Blut. Kein Wunder, dass es im ganzen Land eine Menge Kapellen gibt, die für ein tanzwütiges Publikum spielen. Die Oberpfälzer Band „Los Dos Y Companeros“ tut dies seit 1996. Die beiden Bandgründer Don Michon und Don Macson haben also früher als andere erkannt, was sich zukunftsfähig entwickeln lässt. Noch bevor die „Buena Vista Social Club“-Welle Europa erreichte, scharten sie neun „Kumpanen“ um sich.

Vor allem Spaß sollen ihre Auftritte machen. Die Musiker verstehen sich selbst als „Freiheitskämpfer gegen schlechte Laune“, nicht aber als bloße Coverband, die fremde Kompositionen „nur“ nachspielt.

Ein ehrenwertes Ansinnen, nichts jedoch für Liebhaber von musikalisch ausgefeilten, eigenständigen Arrangements wie beispielsweise von den „CubaBoarischen“. Ob sich alle Zuhörer im gut besuchten Saal des Magazin 4 von Anfang an darüber im Klaren waren, dass hier einzig und allein „Party“ angesagt ist, bleibt fraglich. Manch Gast wendet sich schon zu Beginn leicht enttäuscht ab, hört es sich bei „San mia Kubaner“ doch mehr nach „Ballermann“ als nach Havanna an. Die potentiellen Tänzerinnen und Tänzer schreckt das trotzdem nicht ab. Als die Amberger mit einem ihrer Paradestücke loslegen - „Kula Sack“ ist ihre Version des Miriam-Makeba-Welthits „Pata Pata“ - bewegen sich die ersten zum Takt und sowohl Gäste als auch Band werden zunehmend lockerer.

Jetzt hat wohl jeder den größten Unterschied von „Los Dos Y Companeros“ zu einer „normalen“ Salsa-Combo bemerkt. Die Texte werden nämlich nicht auf spanisch oder in einer anderen wohlklingenden romanischen Sprache gesungen, es ist breitestes „Oberpfälzerisch“, das es da zu verstehen gilt. Bei „Wou hanna die“ geht es um Frauen. „Kannt ma dau niat oina sogn wau d’Weiba san“, scheint nicht nur eine Textzeile zu sein, sondern obendrein das Motto der elf Mannsbilder auf der Bühne. Es ist freilich zu bezweifeln, dass ihnen mit solchen „Ansagen“ und ihrem Outfit an diesem Abend ein „Aufriss“ gelänge. Don Macson hat sich eine Arbeitsuniform im „Che Guevara“-Stil zugelegt und Don Michon trägt einen weißen Dandy-Anzug mit neckischem Hut. Zum Glück sind ihre neun Freunde dezenter gekleidet. Sonst müsste man annehmen, dass es sich noch nicht bis in die Oberpfalz herumgesprochen hat, dass ein Klamotten-Mix a la „Village People“ bereits seit den 1980er Jahren etwas seltsam wirkt. Oder wollten Nordbayern durch ihre vermeintlich lustige Bekleidung gar dem grassierenden Latin-Kult eine Portion Ironie entgegen setzen? Ihre Sprachkreationen sind jedenfalls nicht besonders witzig und erst recht nicht ironisch. Die Texte bleiben banal. Vielleicht kommt der „Waidler-Dialekt“ in Norddeutschland gut an, in Oberbayern wird diese regionale Ausprägung der bairischen Sprache oftmals eher belächelt.

Mit ihrer Stimme und an den Instrumenten sind die Elf zweifelsohne allesamt Könner. Neben den beiden Frontmännern mimt auch der dritte Sänger, El Maxito, den Showman. Im Hintergrund, aber dennoch nicht im Abseits stehend, können sich alle Musiker profilieren und in Szene setzen. El Capitan und Don Carlos Lopez an den Gitarren, sowie Norberto am Bass agieren cool und abgeklärt. Nacho Diaz kann oft mit seinen Trompetensoli auftrumpfen, Pedro Real bläst die Posaune lässig – beide sind ein „Lichtblick“ und sorgen für richtig viel Groove. Don Cerebro (Bongos und Timbales) und El Coqui Alemán (Congas) bilden die Rhythmusabteilung, José de la Vida am Piano greift gelegentlich nach dem Akkordeon. Doch trotz der starken personellen Besetzung bleibt der Sound immer wieder hinter den Erwartungen zurück. Vieles klingt „glatt“, nicht ausgesprochen variantenreich. Bei einer solch großen Menge an Instrumenten gäbe es sicherlich noch viele eigenwillige Improvisationsmöglichkeiten. Leider fällt auch der Son-Klassiker „Chan Chan“ dem Humorkonzept der Gruppe zum Opfer. Es wird „Mia ham an Seier“ daraus und hört sich sehr schräg an. Die Bühnenshow der Companeros ist routiniert, wirkt aber einstudiert und nicht besonders spontan. Da hilft es wenig, sich pseudo-kubanische Bühnennamen zu geben. Zudem langweilen die vielen überflüssigen Floskeln und das Geplänkel zwischen den Songs mehr, als dass sie unterhalten.

Die meisten Zuhörer stören sich nicht an derlei Unzulänglichkeiten. Vermutlich wollen sie ohnehin nur einen vergnüglichen Abend im Freundeskreis verbringen, mit den Füßen wippen oder ernsthaft das Tanzbein schwingen. Das Konzert wird so zur ausgelassenen Latin-Party, denn die Oberpfälzer zeigen sich in überraschend ausdauernder Spiellaune. Nach dem regulären Programmende gibt es zur Freude der Reichenhaller Nachtschwärmer noch zahlreiche Zugaben.

 

altalt