Das Konzert von Peter Finger war zugleich eine gelungene Premiere für die wirklich fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Akustik-Gitarrenforum Hallein. Über unser Vereinsmitglied Fritz Sklenarik, der auch zu den Unterstützern der österreichischen Vereinigung zählt, ergaben sich tolle Kontakte in die Gitarren-Szene. Weitere Termine sind bereits geplant.

 

Faszinierende Fingerfertigkeit an der Konzertgitarre

 

Peter Finger überzeugt mit Virtuosität

sein Publikum im Magazin 4

 

BAD REICHENHALL – Premiere im Magazin 4: Ein gemeinsames Projekt mit dem „Akustik-Gitarren-Forum Hallein“ erlebt seine Feuertaufe. Ziel der Zusammenarbeit ist es, Auftritte von rein akustisch spielenden Gitarren-Künstlern in der Alten Saline künftig regelmäßig anzubieten. Fritz Sklenarik aus Berchtesgaden ist seit Jahren Mitglied des Kunst & Kulturvereins Sternenzelt e.V. und des Gitarrenforums und damit sozusagen das Bindeglied beider Kulturinitiativen. Es liegt daher an ihm, die zahlreichen Gäste im gut besuchten Barraum zu begrüßen und kurz auf den Start dieser Veranstaltungsreihe hinzuweisen. Erfreut über das rege Interesse der Zuhörer bittet er anschließend einen Musiker auf die Bühne, an dem in der Akustik-Gitarren-Szene niemand vorbei kommt: Peter Finger aus Osnabrück.

Schon sein kurzes „Intro“ beweist, dass hier ein wahrer Meister seines Fachs am Werk ist. Dabei nutze er diese kurze Komposition lediglich zum Aufwärmen, wie er dem Publikum gut gelaunt mitteilt. Er freue sich besonders, dass Leute gekommen seien, um „Musik, 'akustische' Musik am Leben zu erhalten“. „Ich genieße es, für solche Menschen spielen zu dürfen“, so seine herzliche Begrüßung.

Der gebürtige Weimarer wurde in eine musikalische Familie hinein geboren. Sein Vater war Dirigent und somit war der Weg des kleinen Peter bereits genetisch vorgezeichnet. Im Laufe des Abends berichtet Finger, der ohne jegliche Allüren mit seinen Gästen kommuniziert, immer wieder erfrischend aus seinem Leben. Fast könnte man meinen, sein perfektioniertes Gitarrenspiel funktioniere nebenher ganz von allein. Doch wer jemals mehr als ein paar Lagerfeuer-Akkorde einstudiert hat, weiß, wie viele Stunden, Jahre harter Arbeit hinter einem derartigen Können stecken. Nur wenige Gitarristen schaffen es, dem Spiel einen individuellen Stempel aufzudrücken. Im Rockbereich war es zweifelsohne Jimi Hendrix, in der deutschen Akustik-Szene ist es neben dem großen Sigi Schwab eben auch Peter Finger. Gleich zu Anfang zündet der mit „Spice of Life“ ein furioses Feuerwerk musikalischer Leidenschaft. In „Crossing Roots“ verarbeitet er Eindrücke aus seiner Arbeit mit Künstlern aus Südafrika und Madagaskar, „die meine Seele beflügelte“, so Finger. Die Seele seiner Gäste berührt er mit der Einleitung zu seiner nächsten Komposition „We will meet again“. In ihr erzählt er von seinem größten Fan, der vor 12 Jahren verstarb. Nach dessen Tod fand man dort in der Wohnung alles über Peter Finger: Fotos, Zeitungsausschnitte, CD's – und: Blaue Briefe aus der Schule, Peter's erste Haarlocke und seinen alten Teddybären.

Bei der anschließend sehr feinfühlig und zärtlich vorgetragenen Widmung an seine Mutter spürt man förmlich die unendliche Liebe des Sohnes zu ihr. Sehr bewegend! Mit „Dream Dancer“, einer Nummer, die seinem Album aus dem Jahr 2004 den Titel gab, leitet Peter Finger wieder zu einer sehr persönlichen Geschichte über, diesmal freilich einer recht humorvollen.

Das Publikum erfährt vom Wunschtraum des jungen Mannes, eine Frau zu heiraten, die garantiert nichts mit Musik „am Hut hat“. Dieses Mädel traf er in Ostfrankreich, seit nunmehr 32 Jahren ist sie seine Ehefrau. Doch vor sechs Jahren passierte das „Unfassbare“. Ein Ahnenforscher fand heraus, dass der Ur-Ur-Ur-Großonkel seiner Angetrauten kein geringerer als Frédéric Chopin ist – Herr Finger war damals „stinksauer“, hat seiner Frau aber verziehen, wie er augenzwinkernd verrät. Und weil er inzwischen sogar richtiggehend versöhnt mit dieser Verwandtschaft ist, hat er „Onkel Frederik“ geschrieben, und dabei einige „Zitate“ des großen Komponisten verarbeitet. Die seien jedoch definitiv keine „Plagiate“, wie er in Anspielung auf eine vor kurzem noch top-aktuelle Diskussion versichert. „Man wird sie bestimmt nicht bei 'google' finden“, so der „Urheber“.

Wie das vorherige Werk auch auf seiner brandaktuellen, in diesen Tagen erscheinenden CD „Flow“ verewigt, ist „Vive La Vie“. Mit diesem Stück – flott und sehr rhythmisch – verabschiedet sich der Fingerstyle-Perfektionist in die Pause, „um noch etwas zu üben“.

„Irische Landschaften“, zwei „Traditionals“ von der Grünen Insel sind der Auftakt in die nächste Halbzeit. Wieder schafft es Peter Finger, mit seinem einfühlsamen Spiel die Gefühle der Zuhörer zu „manipulieren“. Denn wer die Augen schließt, sieht die satten Wiesen und die sich an der steilen Küste brechenden Wellen förmlich vor sich. Mit atemberaubender Präzision gibt er in einer Mischung aus „Fingerpicking“ und der ganz eigenen „Plektrum-Technik“ all seinen Werken eine persönliche, virtuose Prägung. Johann Sebastian Bach würdigt er mit seinem „Andante“ und zu „Getaway“ schildert er höchst amüsant seine jugendlichen Rock'n'Roll-Träume.

Sein letztes Stück ist bemerkenswert. Fast wie Sergei Prokofjew im szenischen Märchen „Peter und der Wolf“ erläutert Finger zu seinem  „Totentanz“ zuerst die einzelnen Passagen der Komposition. Danach, als er sie vorträgt, sieht man die Skelette förmlich aus den Gräbern steigen und Walzer tanzen – faszinierend!

Ein musikalisches Schmankerl für Liebhaber akustischer Musik geht mit der – richtig lautstark eingeforderten – Zugabe „Midnight Mood“ und der Vorfreude auf den nächsten Künstler dieses Genres zu Ende. Erfreulich, dass im September mit dem Berliner Werner Lämmerhirt ein weiterer Ausnahme-Gitarrist nach Bad Reichenhall kommen wird.

 

 

(Teilweiser Abdruck dieses Berichts von K. Stockhammer im Reichenhaller Tagblatt vom 24.3.2011)